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Spielgeld aus Asien leicht zu erkennen
Immer mehr Jugendliche zahlen mit „Movie Money“: BKA warnt vor Falschgeld-Trend
Freitag, 24.01.2020 | 14:17
Polizei NRW Dortmund Die Polizei NRW Dortmund warnt vor Falschgeld
Mit neuen Sicherheitsmerkmalen machen die Notenbanken im Euroraum Geldfälschern das Leben schwer. Ein neuer, vor allem unter Jugendlichen verbreiteter Trend macht Ermittlern allerdings Sorgen: Mit Spielgeld bezahlen sie auf dem Oktoberfest oder kaufen Zigaretten am Kiosk.
Vor allem bei jungen Menschen scheinen nachgeahmte Banknoten beliebt zu sein, die eigentlich im Theater, in Filmen oder bei Zaubershows verwendet werden. Seit Mitte 2019 stellen Behörden europaweit zunehmend sogenanntes Movie Money sicher.
Die Bundesbank warnt eindringlich vor dessen missbräuchlicher Verwendung: „Movie Money ist für jeden erkennbares Spielgeld. Wer es im Zahlungsverkehr einsetzt, wird leicht erwischt und begeht eine Straftat“, betont Vorstand Johannes Beermann.
„Deutlicher Anstieg feststellbar“
Nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamtes (BKA) ist „Movie Money“ seit Anfang vergangenen Jahres im Umlauf. In Deutschland sei - auf niedrigem Niveau - im zweiten Halbjahr 2019 ein „deutlicher Anstieg feststellbar“ gewesen. Hergestellt werden die Scheine mit Aufdrucken wie „Prop Copy“ dem Landeskriminalamt (LKA) Bayern zufolge meist in Asien. Sie lassen sich für wenig Geld im Internet besorgen.
Die Wiesbadener Behörde stellt klar: Derartige Scheine wiesen „keinerlei Imitationen der Sicherheitsmerkmale“ auf und fühlten sich zudem anders an als echte Banknoten.
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Das Fazit des BKA: „Mit einer Prüfung nach dem Prinzip Fühlen-Sehen-Kippen sind derartige Noten sofort zu erkennen und von echten Banknoten zu unterscheiden.“
Movie Money bundesweit eingesetzt
Dennoch versuchten zwei Brüder auf dem Oktoberfest in München, in einem Festzelt mit einem solchen „20-Euro-Schein“ zu bezahlen. Die Bedienung erkannte die Blüte und alarmierte die Polizei. Im oberbayerischen Weilheim verteilte ein Schüler kurz vor Weihnachten Filmgeld an seine Mitschüler.
Auch in anderen Bundesländern macht „Movie Money“ die Runde. Im November kaufte in Duisburg ein Jugendlicher mit dem Spielgeld in einem Kiosk Zigaretten und flüchtete anschließend. Anfang 2020 tauchten in einer Gesamtschule in Gronau in der Nähe von Hildesheim sechs falsche Fünfziger auf.
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Insgesamt weniger Falschgeld sichergestellt
Insgesamt zeigen die Anstrengungen von Europas Währungshütern für mehr Sicherheit von Euro-Banknoten jedoch Wirkung: Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Fälschungen weiter - sowohl in Europa als auch in Deutschland.
559.000 falsche Euro-Scheine zogen Polizei, Handel und Banken nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) aus dem Verkehr - das waren 4000 Blüten weniger als im Vorjahr und der niedrigste Stand seit 2013 (670.000 Fälschungen). In Deutschland verringerte sich die Zahl der Euro-Blüten nach Angaben der Bundesbank von gut 58.000 im Vorjahr auf 55.159 Stück.
Neue Scheine überfordern Fälscher
Bundesbank-Vorstand Beermann führt den Rückgang darauf zurück, dass die Notenbanken seit 2013 eine zweite Serie von Euro-Scheinen mit neuen Sicherheitsmerkmalen in Umlauf gebracht haben, mit denen sich Geldfälscher schwertun: „Die Banknoten werden mit jeder neuen Serie sicherer. Wir sind den Spitzbuben immer ein paar Schritte voraus“, sagt Beermann.
dpa/Boris Roessler/dpa Neue Einhundert- (unten) und Zweihundert-Banknoten werden bei der Bundesbank vorgestellt.
Geldfälscher tun sich vor allem schwer mit dem durchsichtigen Porträtfenster und der Smaragdzahl, die beim Kippen des Scheins die Farbe ändert. Bei den neuen 100- und 200-Euro-Scheinen gibt es zudem ein „Satelliten-Hologramm“, in dem sich kleine Euro-Symbole bewegen.
Die „Falschen Fuffziger“ sind immer noch die häufigsten Blüten, aber ihr Anteil sinkt. Im Internet setzen Anbieter nach Polizeiangaben zunehmend auf 20- und 10-Euro-Scheine.
Gute Fälschungen sind sehr selten
„Im Grunde erkennt man Fälschungen sehr leicht. Die Fälscher kriegen nur eine Imitation der echten Scheine hin“, bilanziert Beermann.
dpa/Julian Stratenschulte/dpa Fälschung und Original: Um einen echten Geldschein (unten) von einer nachgemachten Banknote (oben) unterscheiden zu können, sollten Bankkunden auf die Sicherheitsmerkmale achten.
Aber sie versuchen es: Im November tauchte in Baden-Württemberg die erste Fälschung des neuen 100-Euro-Scheins in Deutschland auf. Doch allein das dickere Papier der Falschnote enttarnt diese beim Anfassen.
Vergleichsweise hochwertiges Falschgeld aus der Druckerpresse ist dagegen nicht so häufig. „Fälschungen, bei denen man mehrfach hingucken muss, um sie zu enttarnen, sind sehr selten. In der Regel sind Fälschungen einfach gestaltet“, sagt Beermann. „Man braucht keine technischen Hilfsmittel, um echte von falschen Scheinen zu unterscheiden. Verbraucher sollten auf sich vertrauen.“
„Verhexte Scheine“ gegen Falschgeld ausgetauscht
Allerdings fallen immer wieder Menschen auf Kriminelle herein. Trickbetrüger machten einer Frau im nordrhein-westfälischen Unna weis, ihr abgehobenes Geld sei verhext. Mit einem Tuch sollten die Banknoten gereinigt werden. Dabei tauschten die Betrüger das Geld gegen wertlose Scheine mit dem Aufdruck „Souvenir Produktion“ aus. Schaden: 30.000 Euro.
Zugleich gelingen Ermittlungsbehörden immer wieder Erfolge im Kampf gegen Geldfälscher. So nahmen Ermittler im Dezember bei einer Razzia in mehreren Bundesländern 20 Verdächtige im Alter von 15 bis 59 Jahren ins Visier. Diese sollen sich auf illegalen Plattformen im Darknet 50- und 10-Euro-Blüten beschafft haben. Zuvor war eine Fälscherwerkstatt in Portugal aufgeflogen.
12.000 falsche Euro und 90.000 falsche Dollar im Kofferraum
Auch kleinere Fische gehen den Behörden ins Netz: Bei einer Kontrolle auf der Autobahn 38 in Südniedersachsen stellten Zollbeamte Anfang Dezember knapp 90.000 Dollar und mehr als 12.000 Euro Falschgeld versteckt in einer Mülltüte im Kofferraum sicher. Zur Rede gestellt, hatte der Fahrer eine Erklärung, die die Beamten nicht überzeugte: Es handele sich um Spielgeld für seine Kinder.
pom/dpa